FDJ - Kaderschmiede


„Die Freie Deutsche Jugend hat sich zur Aufgabe gestellt, die deutsche Jugend zu einigen und die Voraussetzungen für einen Aufstieg des deutschen Volkes nach den Jahren des wirtschaftlichen, politischen und moralischen Zusammenbruchs zu schaffen.“ Die FDJ, Anfang 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone als antifaschistische Jugendorganisation gegründet, eröffnete kurz darauf am Bogensee nördlich von Berlin eine „Zentralschule“ in idyllischer Lage mitten im Wald neben der ehemaligen Villa des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels. In dieses Goebbels-Anwesen zog die Zentralschule ein und nahm am 22. Mai 1946 den Unterricht auf.


Teilnehmer des ersten Lehrgangs war der damals 17-jährige Hermann Weber, später einer der bekanntesten westdeutschen Kommunismus-Forscher. Organisationen der Arbeiterbewegung schickten jeweils einige Dutzend Jugendliche zu zweimonatigen, später einjährigen Lehrgängen an den Bogensee. Nach den Erfahrungen der NS-Zeit wollte man jungen Menschen wie Herbert Häber liberale und demokratische Werte, aber auch rhetorische Fähigkeiten für ihre politische Arbeit vermitteln. Mit der Zuspitzung des Ost-West-Konflikts schärfte die Hochschule ihr Profil. Sie avancierte zu einer politischen Kaderschmiede für den Funktionärsnachwuchs der DDR. Auf dem Lehrplan standen nunmehr die Grundlagen des Marxismus-Leninismus. 


1990, nach dem Untergang der DDR, wickelte die Treuhandanstalt die FDJ-Jugendhochschule ab, einzelne Gebäude wurden vorübergehend als Ausbildungsstätte und Hotel genutzt. Seit gut 20 Jahren stehen die denkmalgeschützten Häuser leer. Als markante Erinnerungsorte repräsentieren sie die Zeit vor und nach 1945, sind aber dem Verfall preisgegeben. Das rund 170.000 m² große Areal im Besitz des Landes Berlin liegt im Dornröschenschlaf.


aktuell: Sanierung einiger Gebäude